Reisebericht 2010

November 16

Nach ca. 30 Stunden Flug über Innsbruck, Frankfurt, Sao Paulo nach Santa Cruz, mit langem Aufenthalt in Sao Paulo, bin ich gut angekommen. Alles Gepäck (samt Übergepäck...) ist hier.
Heute am ersten Tag geht es gleich los - zunächst mit der Organisation für die kommenden Tage. Morgen findet ja bereits die Übergabe des Sauerstoffgenerators im Hospital Villa 1ero de Mayo in Santa Cruz statt. Dies im Beisein der Direktion, der Präsidentin und Projektbeauftragte des RC Equipetrol samt Politik. Ich bin schon sehr gespannt und werde davon berichten. Es erfolgt ein Abschlussgespräch für den Bau des Hauses für die Frauen - der Plan steht bereits. Mit Frau Nina Abendroth treffe ich mich noch wegen des Baues eines Hauses für die Mütter der Kinder im Hospital de los ninos. Neben OP´s erfolgen Besuche der Familien und der Projekte. Am Sonntag geht es nach Comarapa. Geplant ist der Besuch der Projekte der "Apfelbäume", der Physiotherapie, natürlich der guarderia, und auch des neu gebauten Hauses für eine Familie. Weitere zwei Familien werden noch ausgesucht - das Geld wurde bereits gespendet.
Einige Operationen stehen dort an, die Patienten sehe ich erst am Sonntag abends … Es geht weiter nach Cochabamba mit: Treffen mit Yolanda und Besuch "meiner" Patienten, Treffen mit Sr. Josefine und mit ihr der Besuch der "brillos" unter der Brücke. Dann geht es wieder zurück nach Santa Cruz mit Abschlussgesprächen ...
Aber vorerst fange ich erst an .......

18.11.2010

Wenn ich nun den gestrigen Tag kurz zusammenfassen darf:
Um 7.30 Uhr holt mich "mein" Taxi ab - es geht zum Hospital "Villa 1ero de Mayo". Dort sind bereits eine Menge Leute. Es wird der Sauerstoffgenerator eingeweiht, der über den Rotary Club Kufstein als MG-Projekt finanziert wurde – er hat eine Menge Geld verschluckt (ca. 120.000 Dollar). Es sind ca 80 Leute anwesend, dabei ist auch der Generalkonsul für Österreich, der Governador RC, ein Teil des Rotary-Clubs Equipetrol von Santa Cruz mit seiner Präsidentin, die Präsidentin vom Vorjahr, die Beauftragte des Clubs für dieses Projekt Frau Nina Abendroth, die ärztliche Direktion mit Anstaltsleitung und viele andere samt Presse. Nach einer Besichtigung des Generators, der einen unheimlichen Lärm macht, erfolgen Ansprachen, die sehr kurz gehalten sind, aber doch alle die grosse Freude und die große Erleichterung nun mit dem Generator zum Ausdruck bringen. Ich werde noch mehr davon berichten. Anschliessend gibt es empanadas und Coca Cola.... Alles dauert bis Mittag - ich treffe dann noch einige vom Krankenhaus zu Gesprächen über Patienten.
Am Nachmittag habe ich einen Termin mit dem Architekten für das Haus für die Frauen - eine Art Berufsschule. Wir besichtigen den Plan und das Gelände, weit draussen in der "pampa", angrenzend an das bereits bestehende Gebäude der guarderia. Es sind ca. 800 qm - der Preis ist viel zu hoch, aber das Material sei so teuer... Auf meinen Hinweis, dass ich ein Gegenangebot eingeholt habe, wird es um einiges billiger. Am Ende der Woche werde ich den neuen Kostenvoranschlag bekommen. Ich war selbst überrascht über meine kaufmännische Ader ....
Anschliessend erfolgt der Besuch im "colegio", einer Schule für 1200 Schüler. Dort sind ein paar Vorführungen vorbereitet - es gibt wieder "empanadas" und diesmal Café.
Ich muss dann "heim", da ich mit der gesamten Gruppe der Rotarierinnen und der Krankenhausleitung zum Abendessen bei Frau Nina eingeladen bin. Es war gar nicht so einfach den Treffpunkt zu finden - es waren vorher ein paar Ehrenrunden um das Gebäude notwendig. Dort gibt es ein exzellentes Essen, wieder ein paar kurze Reden und Geschenke ... alles dauert bis 23.30 Uhr.
Ich bin heute noch ziemlich geschafft, doch in zwei Stunden treffe ich mich mit Frau Abendroth. Wir besprechen das Projekt für die Mütter vom "hospital de los ninos" in Santa Cruz. Es ist jetzt schon sehr heiss, es hat um 9.00 Uhr vormittags so ca. 31 Grad. PS: "Mein PC" hat keine Umlaute, deshalb das "ae" usw ... Einige Buchstaben sind auf den Tasten nicht mehr sichtbar, muss oft raten, bin ja da nicht so geübt und kann mich sehr leicht vertippen ...

20.11.2010

Am 18.11.2010 bin ich bei Frau Nina Abendroth zum Mittagessen eingeladen, vor allem aber zum Besprechen des Projektes für die Mütter vom Kinderkrankenhaus. Zum Essen gibt es den Rest vom Vortag, wovon noch reichlich übriggeblieben ist. Es schmeckt sehr gut. Vorher gibt es noch eine interessante Nachricht: es gibt nun ein Haus zu kaufen, es liegt ganz nahe am Krankenhaus. Die Anlage wäre auch relativ rasch zu bekommen, doch da gibt es natürlich noch viel zu überlegen - vor allem ist es sehr teuer, da es ja im Zentrum der Stadt ist. A ver… Nach dem Essen schauen wir es uns an - es wäre perfekt geeignet. Wir begutachten die Einteilung der Räume die sehr gross sind - man müsste vorerst nicht viel umbauen, nur ausräumen und reinigen. Ich stelle mir bereits vor, wie es sein könnte... Aber nichts überstürzen! Am Nachmittag besuchen wir die Familie von Camilla, dann erfolgt eine Besprechung mit Dr. Menacho, die lange dauert.
Am Freitag, 19.11. 2010, bin ich bei den Schwestern zum Essen eingeladen - wir besprechen noch den Ablauf in Comarapa. Morgen, Samstag, geht es ja nach Comarapa - ich habe den Fahrer bereits bestellt...

21.11.2010

Am 21. November geht es mit einem Taxi nach Comarapa. Wie bereits Tradition, mache ich in Samaipata zum Mittagessen im Cafe Latina Rast. Der Taxifahrer macht dort sowieso eine kleine siesta … Dann geht es weiter nach Cochabamba, wo ich um ca. 16.00 Uhr ankomme. Die Schwestern empfangen mich herzlich und nach einem kurzen "Kaffee" fahre ich zur Familie Mendes. Das finanzierte Haus ist fast fertig, gut gelungen und die 9-köpfige Familie überglücklich. Bald werden sie einziehen und können die alte Unterkunft verlassen - eine Baracke, die dem Regen nicht standhält, der Boden aus Lehm, die Ziegel ebenso … Zurück im Konvent besuche ich die Patienten für den nächsten Tag und bereite mit dem Anästhesisten alles vor. Ich muss für Dienstag noch aus Santa Cruz ein Instrument bringen lassen. Es geht sich noch aus, da Dr. Menacho alles bereitstellt und mit dem Micro wegschickt. Abends wird es eher kühl, was nach der Hitze in Santa Cruz sehr angenehm ist.
Am nächsten Tag erfolgen dann die Eingriffe unter sehr einfachen Bedingungen, aber es klappt. Am Nachmittag besuche ich mit der Familie von Tiburcio den campo - mehr als eine Stunde mit dem Jeep über gefährliches Gelände, ausserhalb von Comarapa, in der pampa … Aber der Rosengarten, die Apfelbaumanlage und die Pfirsichanlagen sind die Anfahrt wert. Das Projekt mit der Apfelbaumzucht wurde finanziert und ich bin von der Richtigkeit der Unterstützung überzeugt. Dann geht es wieder zurück zum Hospital, wo der Direktor und der Anästhesist bereits auf mich warten. Die Patienten für den nächsten Tag sind da. Dann kommt noch einmal die Familie Mendes, der wir das Haus finanziert haben. Die gesamte Familie ist mit dabei und als Dank gibt es Gedichte, Lieder und einen Sack voller Erdbeeren … Nach dem Abendessen werden noch weitere Dinge besprochen - es gibt Not und Elend ohne Ende.
Am Dienstag erfolgen weitere Eingriffe wie geplant. Schweissperlen stehen mir an der Stirn, nicht nur wegen der Hitze im OP ... aber es gelingt alles sehr gut obwohl die Bedingungen unvorstellbar sind. Später besuche ich eine Familie ausserhalb von Comarapa. Auch da wollen wir helfen - eine weitere wird ebenfalls unterstützt. Am Nachmittag werde ich in der guarderia erwartet - die Kinder haben wieder Gedichte und Tänze vorbereitet. Daneben steht die "albergue", ein Gerät haben wir hier finanziert. Die Dankbarkeit ist riesengross. Nach dem Abendessen muss ich meinen Kopf ein bisschen frei bekommen und mache einen Spaziergang durch die Stadt. Dann kommt ein Anruf vom Hospital, ein Notfall, ich bin gespannt. Die Diagnostik beruht lediglich auf einer klinischen Untersuchung. Der Eingriff muss dringend erfolgen, man kann nur gewinnen. Wir gewinnen den Kampf - ich bin unendlich erleichtert und dankbar.
Am kommenden Tag geht es weiter nach Cochabamba. Die Fahrt ist problemlos bis auf einen Platten, den der Fahrer Jorge sofort behoben hat. Der weitere Plan wird nun mit Yolanda besprochen - ich treffe mich mit ihr und Mirtha morgen, nach einem Besuch der "Brillos" unter der Brücke mit Hna. Josefine.

25.11.2010

Am 25. November treffe ich mich morgens mit Hna. Gundelinde und Josefine. Wir treffen die Kinder von der Brücke. Ich kaufe noch etwas an Brot und Yoghurt ein, um für alle etwas zu haben.
Dort erwartet mich wiederum ein Bild des Grauens, des Elends ... Es kommt mir jedes Mal schlimmer vor. Besonders schlimm heuer deshalb, da vier kleine Kinder dabei sind, nein, nicht Kinder, sondern Säuglinge, ein paar Monate alt, die Kinder von den Kindern hier unter der Brücke, die hier auf die Welt gekommen sind, hier im Kanal unter der Brücke. Ich fühle mich so machtlos, so ohnmächtig, so armselig, und möchte einfach nur weg, und doch … ich bleibe. Alle schnüffeln aus den Plastikbehältern, bereits jetzt am Morgen, sind halb in einer anderen Welt. Sie freuen sich doch über den Besuch und vor allem über die Brote und das Yoghurt. Sie erzählen mir von ihrem Alltag, von ihren Wünschen ... ja, sie haben noch Wünsche: eine carpa, d.h. ein Zelt und eine pelota, einen Ball ... Ich verspreche es ihnen - Hna. Josefine wird es ihnen morgen kaufen gehen. Sie freuen sich sehr darüber und möchten sich erkenntlich zeigen: „Muchas gracias, vielen Dank! Wir haben leider nicht viel, doch als ein kleines Zeichen des Dankes würden wir dir, amigo, hermano, gerne einmal aus dem Plastikbehälter probieren lassen, das ist das Einzige, was wir haben ...“ Wir besorgen noch Milch für die kleinen Wuzerln - es bricht mir fast das Herz. Es ist alles so trist und frustrierend und doch: die kurzen Augenblicke haben mich darin bestätigt, dass es richtig ist was wir tun, das bisschen was wir tun können. Hna. Josefine ist jede Woche dort, gelegentlich mehrmals, spricht mit ihnen, gibt ihnen zu Essen, bringt sie falls notwendig zum Arzt ... sie macht das alles in einer derart grossartigen Hingabe, die bewundernswert ist.
Ich treffe mich dann mit Yolanda und Mirtha in einem Kaffee und trinke einen "cortado", einen macchiato. Ich brauche ihn dringend, auch wenn der Kontrast noch so gross ist. Wir besprechen das Programm für die nächsten Tage. Bereits am Nachmittag besuche ich einige der Patienten vom Vorjahr. Mirtha begleitet mich: Israel - nach einem Unfall beinamputiert - führt mir die Prothese vor. Marcela - sie hat eine schwere Hauterkrankung - wird jetzt mit Medikamente behandelt und man kann den Erfolg sehen. Ruben hat beide Beine vom Oberschenkel weg verloren, geht nun mit den neuen Prothesen umher. Um nur Einige zu nennen … Ich brauche kurz Zeit zum Ausschalten, was aber nicht ganz gelingt. Doch die bunte Menschenmenge auf der "plaza", die verschiedenen musikalischen und tänzerischen Darbietungen auf der Strasse im Zentrum lassen mich zumindest ein bisschen die "tristeza" vergessen …
Nach 8 Stunden Schlaf wie im Koma werde ich bereits um 7.30 von Mirtha im Taxi abgeholt. Wir fahren nach "sigamos", eine Einrichtung für Behinderte. Dort treffe ich auch Gustavo, einen vermeintlich taubstummen Jungen, dem wir Hörgeräte gekauft haben. Nun, seitdem er ein bisschen hören kann, beginnt er zu sprechen, was er mir dann mit grossem Stolz vorführt. Ich bin nicht weniger stolz … Am Nachmittag ist wiederum - wie bereits Tradition - der Ausflug zur Christusstatue (eine wie in Rio - sie soll aber noch höher sein …) am Plan. Mit dabei sind Hna. Josefine, Hna. Gundelinde und einige der ursprünglichen "brillos". Es wird erzählt und gelacht, viel geplaudert, von früher und wie es sonst so geht. Es ist heiss, die Sonne scheint, sodass ich mir trotz Einschmieren die Nase verbrenne - wir sind ja nun auf ca. 3000 m, Chochabamba liegt auf 2800 m. Alle arbeiten jetzt, haben zum Teil Familie und sind zufrieden. Ich bin es auch, denn die Wenigen haben es geschafft. Ich werde heute sicher wieder sehr gut schlafen ...
Zu Mittag bin ich bei den Schwestern und nachher kommen noch einige Familien, die mit mir reden wollen. Natuerlich wollen sie alle eine Unterstützung. Die Not ist gross, doch ich kann leider nicht allen helfen. Die Entscheidung fällt mir schwer. Danach kommen wieder einige der "brillos", die von meinem Besuch wissen. Am Abend ruft mich Josefine an, ich möge doch zur Brücke kommen. Sie hat nun nämlich das versprochene Zelt und den Ball gekauft. Ich nehme ein Taxi und fahre hin. Der Empfang ist ueberwältigend, die Freude über das Zelt riesig. Ich weiss, dass das alles keine grosse Zukunft hat und man sich von diesen "cleferos" keine grosse Hoffnung mehr machen kann, sie wegzubekommen, trotzdem … Die kleinen Säuglinge sind wieder da, es ist herzzerreissend - drei weitere Mädchen sind schwanger. Ich kann es fast nicht mit ansehen. Wir werden für die schwangeren Mädchen ein Zimmer besorgen, zumindest für die Zeit der Geburt und solange sie bleiben.
Am nächsten Tag steht Champarancho am Programm, ein "barrio" ausserhalb von Cochabamba - ein Projekt, welches großteils von Südtirol finanziert wird. Ich habe hier einige "Patenkinder" von Bekannten aus Kufstein. Die Freude ist gross, und alle wollen fotografiert werden. Ich bin erfreut über den Fortschritt - es kommen jetzt so um die 150 Kinder, meist mit ihren Eltern, die dort Handarbeiten machen. Am Nachmittag treffe ich mich mit Hna. Gundelinde und Josefine, um noch einige Dinge abzuklären. Es kommen wieder Menschen, die mit mir reden wollen, Familien, Kranke … Am Abend bin ich dann bei Hna. Josefine. Sie hat Pizza bestellt und ein Bier ...

01.12.2010

Am Sonntag, den 28. November geht der Flieger bereits um 8.00 Uhr, somit bin ich gegen 9:00 Uhr in Santa Cruz. Es ist hier sehr heiss und feucht, alles ist sehr trocken. Es hat lange nicht geregnet, aber es soll – wie jedes Jahr - noch kommen. Um 12.00 Uhr holt mich Frau Abendroth ab. Wir fahren in eine Stadt ausserhalb von Santa Cruz und treffen uns mit deren Grossfamilie. Es sind ca. 40 Leute anwesend, gross und klein und es gibt ein vorzügliches Mittagessen, dazu Wein aus Argentinien. Es wird hier Zuckerrohr angebaut. Riesige Felder liegen um die Finca, angeblich 150 Hektar. Es gibt hier Früchte, die ich nicht einmal aus dem Buch kenne - ich probiere einige davon. Erst am Abend werde ich heimgebracht, es ist immer noch heiß …
Am Tag darauf holt mich Don Matteo ab. Er kommt mit zwei Frauen, die mir Einiges zeigen wollen. Es ist eine Gruppe von Damen, sie nennen sich "damas de Argentina", die sich sozial sehr engagieren, u.a. für ein Krankenhaus und mehrere Einrichtungen für Kinder. Zunächst holen wir Medikamente vom Hosptal de niños in Santa Cruz ab, diese werden für eine Einrichtung für Behinderte gebraucht. Auch ein Kindersarg wird mitgenommen, da im Hogar (Heim) in der Nacht ein Kind gestorben ist. Die "caja", wie das hier heisst, wird mehrmals verwendet … Dann geht es weiter Richtung Montero zu einem Dorf namens Puertachuelo. Wir besuchen einige Kranke und dann den Hogar, wo die Behinderten untergebracht sind. Die Einrichtung wird von einem Ehepaar aus Italien geführt: Doñna Marisa und Don Antonio. Die Kosten für alles werden aus einer Käserei gewonnen, die von Don Antonio geführt wird. Dann, nach einem echten italienischen "macchiato" besuchen wir das Hospital in Puertachuelo. Alles ist sehr einfach eingerichtet, doch das Hospital macht einen sehr gepflegten Eindruck. Es wird sogar der Bau erweitert. Natürlich sollte ich hier auch finanziell helfen, doch .... a ver.... Es gibt dann ein gutes Essen, sopa, fideo, carne, aroz und eine leckere Nachspeise. Die Zeit ist um und in strömendem Regen geht es wieder Richtung Santa Cruz. Den Abend brauche ich für mich alleine, um alles ein bisschen zu ordnen.
Am Dienstag wartet am frühen Morgen bereits Luis, ein freiwilliger Helfer, den ich bereits seit Beginn an kenne. Er berichtet mir von seinen Problemen daheim: seine Mutter sei krank, sein Bruder war im Knast (Palmasola), er arbeitet nur gelegentlich, da er nicht viel Arbeit bekommt, hat aber das abgeschlossenen Jusstudium. Später kommt noch eine Familie. Ich bin dann wieder bei Frau Abendroth daheim zum Essen eingeladen, um noch die Details für das Haus für die Mütter der Kinder im Hospital de niños zu besprechen. Die Sache wird nun sehr konkret, ein paar Kleinigkeiten müssen noch umgebaut werden, doch Frau Abendroth wird das Haus zur Verfügung stellen. Es liegt nur eine "quadra" vom Krankenhaus entfernt. Sie wird auch die Verantwortung übernehmen. Die Kosten für den Betrieb werde ich mit Spenden abdecken. Auch einige Freiwillige werden hier mithelfen. Ich bin sehr erfreut über diese Entwicklung.
Am Nachmittag bin ich im Konvent - es geht um die Frauenberufsschule. Der Architekt hat den Preis noch weiter erniedrigt, sodass wir im Dezember bereits mit dem Bau beginnen. Zudem werden die Ausgaben vom letzten Jahr abgerechnet - einge Familien kommen noch neu dazu. Dann geht es im Stundentakt weiter mit Besuchen. Es kommen die Leute zu mir, ich muss nicht alle daheim besuchen (und suchen …) - so geht es etwas schneller, wenn sie auch immer etwas Verspätung haben, doch es hält sich in Grenzen. Es sind betreute Familien, zum Teil Kranke, die Hilfe brauchen. Sie erzählen wie es ihnen geht und hoffen natürlich weiter auf Unterstützung. Ich besuche auch Einige daheim, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Diese Eindrücke sind aber immer sehr erschütternd .... Camilla kommt mit ihrem grossen Bruder. Sie freut sich riesig über die Geschenke und ist so gesprächig, als ob sie mich jeden Tag sehen würde. Sie ist bereits 5. Freddy kommt mit der Mutter, Cristina mit ihrer Mutter und dem tio…. Ich merke, dass es gut ist, wie es ist ... Es geht bis spät in den Abend, ich bin sehr müde und frage mich: „Warum machst du das alles? Warum? Hat das alles eine Sinn? Wozu?“ Es gibt keine kurze Antwort, wenn überhaupt. Doch Eines ist gewiss: wenn man von diesem Virus infiziert ist, dann lässt es einen nicht mehr los. Es gibt trotz der Niederlagen und der oft unglaublichen Aussichtslosigkeit des grossen Elends wieder viele dankbare Momente, viele erfreulichen Erlebnisse und eine wohltuende Genugtuung. Eine Motivation dafür sind alle meine Freunde die mich unterstützen - finanziell und mental - alle die für diese Projekte spenden, die mich unterstützen, alle, die diese Seiten gelesen haben und mich im Gedanken begleiten. Ich möchte mich hier von Bolivien aus bei allen ganz herzlich bedanken, im Namen all der Menschen hier, der Kinder, der Kranken, der Familien, der Frauen. Ich möchte allen ein bisschen von diesem Leuchten geben, von dieser Dankbarkeit, von diesem Strahlen, ein bisschen von dem, was mir die Menschen hier entgegenbringen. Vielen herzlichen Dank!
Heute, am 1. Dezember kommen noch einige Leute zu mir - am Nachmittag "nehme" ich mir frei und fasse noch alles zusammen. Morgen um 8.00 Uhr holt mich Taxi Willan ab und bringt mich zum Flughafen. Ich freue mich sehr auf daheim, auf eine feine Dusche, auf das Wasser von der "Pippn", auf ein sauberes Bett, auf all meine Freunde.